.:MUBI:. Cinema

#42
MUBI Update: 7. Juli 2011

Diese Woche bringt MUBI euch eine neue Mikro-Retrospektive über eine großartige Filmschaffende sowie eine Kollaboration mit einem Londoner Filmfestival.



London Indian Film Festival

In Zusammenarbeit mit dem noch bis Ende Juli stattfindenden London Indian Film Festival (Website) präsentiert MUBI kostenlos zwei Filme aus der Teilnehmerliste. In Gaurav Pandey‘s Dry Red Chillies, der überall auf PlayStation 3 zu sehen ist, gelingt einem Schauspieler mittleren Alters, der seit Jahrzehnten nur als Statist zu sehen war, endlich der große Durchbruch. Eine beabsichtigte Anspielung auf Satyajit Ray‘s The Philosopher’s Stone von 1958. In der Hauptrolle Mithun Chakraborty, der gegenüber der Times of India erklärte, der Film handle „vom Traum eines gewöhnlichen Mannes, nicht von mir. Das Leben eines gewöhnlichen Mannes ähnelt den getrockneten roten Chilischoten, die keinen Eigengeschmack besitzen, sondern zum Würzen vorhandener Gerichte verwendet werden.”
 
#43
Bei MUBI passiert diese Woche viel Aufregendes!


Los geht’s in Melbourne. In dieser tollen australischen Metropole findet eines der renommiertesten internationalen Filmfestivals überhaupt statt. Was das für euch bedeutet? Wir bringen einige der besten Filme dort auf eure PS3-Systeme! Ab Samstag, den 23. Juli, zeigen wir Filme des Festivals jeweils einen Tag nach der Vorstellung in Melbourne kostenlos bei MUBI. Die Auswahl ist klasse! Wie üblich ist die Verfügbarkeit einzelner Titel von Land zu Land verschieden. Seht also jeden Tag nach, was neu ist. Die Partnerschaft endet am 7. August, schaut euch in diesen festlichen zwei Wochen also an, so viel ihr könnt!

Oh, und ihr wollt wissen, was das obige Bild zu bedeuten hat? Es stammt von einem der Filme aus Melbourne, die weltweit bei MUBI gespielt werden. Der spanische Spielfilm Finisterrae von Sergio Caballero, einem der „Tiger Award”-Gewinner beim diesjährigen International Film Festival Rotterdam, ist so bizarr und mysteriös, dass ich es dem Festival überlasse, ihn zu beschreiben:

„Zwei russische Geister unternehmen eine ‚spirituelle’ Reise durch den Norden Spaniens auf der Suche nach einem großen Orakel, das ihnen die Möglichkeit eröffnet, wiedergeboren zu werden. Durch schneebedeckte Felder, Wälder aus Plastikohren und Rentierherden führt die Reise die Geister – von denen der eine einen Windsack trägt, der andere zu Pferde (beziehungsweise im Rollstuhl) unterwegs ist – näher an ihr Ziel heran. In diesem skurrilen, von Philippe Garrels La Cicatrice intérieure inspirierten modernen Märchen vermischt Regiedebütant Sergio Caballero (Kodirektor des beliebten Sónar Festival of Advanced Music and Multimedia Art) hohe Kunst und niederen Humor miteinander.”

Wir haben weitere spannende Neuigkeiten aus Australien, diesmal nur für das australische und neuseeländische Publikum. Wenn ihr aus diesen Ländern kommt, solltet ihr am Mittwoch, den 20. Juli, bei MUBI vorbeischauen. Wir veröffentlichen den Festival-Modedokumentarfilm-Hit „Yves Saint Laurent – Pierre Bergé, l’amour Fou” (Pierre Thoretton, Vereinigtes Königreich/Frankreich) einen Tag, bevor er dort auf DVD erscheint. Yves Saint Laurent gründete eines der berühmtesten Imperien der Modewelt. Diese bewegende Dokumentation zeichnet seinen Aufstieg nach, seine lebenslange Partnerschaft mit Pierre Bergé und ihre Entscheidung, ein Leben lang gesammelte wertvolle Kunst zu versteigern. Als weiteren Bonus exklusiv für „MUBI PS3″-User zeigen wir bis zum 7. August eine Stunde Bonus-Filmmaterial über Yves Saint Laurent.

Folgende neuere Höhepunkte werden jetzt auf der Plattform gespielt:

Carcasses (Denis Côté, Kanada) Nicht in Luxemburg

In vielerlei Hinsicht ist diese absolut einzigartige Dokumentation der bislang beste Film des kanadischen Nachwuchs-Autorenfilmers Côté. „Denis Côtés viertes Werk, einer der mutigsten kanadischen Filme seit langer Zeit, erreicht einen seltenen Zustand herzogscher Seltsamkeit”, sagt Jason Anderson von Eye Weekly. „Carcasses beginnt als quasi-dokumentarisches Porträt von Jean-Paul Colmor, dem freundlichen Besitzer eines riesigen Schrottplatzes in den Hinterwäldern von Québec, erhält aber dann einen zunehmend ungeheuerlich-mythischen Charakter, als Colmors mit Metall übersätes Königreich von jugendlichen Plünderern heimgesucht wird. Dass letztere Gruppe von Schauspielern mit Down-Syndrom gespielt wird, mag eine gewisse Betroffenheit hervorrufen. Doch die von dem stillen Erstaunen und der Verspieltheit der Vorgänge erfüllte Atmosphäre machen Carcasses zu etwas Seltenem und Wundersamen.”

The Fall of the Louse of Usher (Ken Russell, Vereinigtes Königreich)

„Der ultimative ‚Amateurfilm’?”, fragt Darrell Buxton. „The Fall of the Louse of Usher wurde mit winzigem Budget über sechs Monate lang im Garten hinter dem Haus des Regisseurs gedreht. Den Anhängern des einzigartigen Enfant terrible Ken Russell sollte der Speichel laufen, Produzenten sollten ihre Scheckhefte zücken und diesen großartigen Mann mit Millionen überhäufen. Die Kunstwelt sollte das Parlament belagern und verlangen, dass Ken auf Lebenszeit in den Adelsstand erhoben wird. Doch letztlich wird dieses Camcorder-Meisterwerk von den meisten eher ignoriert, und 90 Prozent jener, die ihn sehen, werden ihn als Müll abtun. Wer auch nur das geringste Interesse an unkonventionellen Filmen, ausgefallenem visuellen Stil oder Edgar Allan Poe hat oder gegen Missstände kämpft, sollte sich dringend [...] Usher ansehen, wo es möglich ist.”
 
#44
MUBI Update (4. August)


Die Zusammenarbeit von MUBI und dem fantastischen Melbourne International Film Festival setzt sich auch diese Woche fort und bringt euch noch bis Sonntag, 7. August, kostenlose Filme aus dem diesjährigen Aufgebot an Festival-Geheimtipps. Seht sie euch unbedingt an, solange ihr könnt! Hier einige unserer Favoriten:

Foreign Parts (Verena Paravel & J.P. Sniadecki, USA)

„Willets Point, Queens, ist ein zum Abriss bestimmtes Industriegebiet und eine verborgene Enklave im Schatten des neuen Baseball-Stadions der Mets. Schrottplätze und Autowerkstätten reihen sich aneinander, es gibt weder Bürgersteige noch Abwasserkanäle, sodass die Gegend reif für die touristische Erschließung scheint. Doch Foreign Parts entdeckt eine seltsame Gemeinde, in der Schrottwagen, Müll und Recycling einen blühenden Markt darstellen. Autos werden zerlegt, nach Fabrikat und Teilen sortiert und katalogisiert und dann an eine endlose Parade durchreisender Käufer weiterverkauft. Joe, der letzte ursprüngliche Einwohner, tobt und wütet im Aufbegehren gegen seine bevorstehende Zwangsräumung durch die Straße wie ein verirrter König Lear. Zwei Liebende, Sara und Luis, hausen in einem verlassenen Van und kämpfen den ganzen Winter hindurch gegen Hunger und Gefahren an. Julia, die Obdachlosenkönigin des Schrottplatzes, geht ganz in ihren glückseligen Visionen des täglichen Lebens unter den Vergessenen auf. Der Film beobachtet und fängt die Anstrengungen einer umkämpften, zur Landreform bestimmten Gegend ein, bevor sie unter der Kapitalisierung der New Yorker Stadtökologie verschwindet.” – Locarno

Curling (Denis Côté, Kanada)

„Denis Côté hat sich schon längst als Kanadas abenteuerlichster Autorenfilmer etabliert. Mit Curling will er sich weiterentwickeln. Der Film über gebrochene Persönlichkeiten in einer trostlosen Landschaft besitzt dennoch einen gewissen Humor: Eine Szene, in der ein überängstlicher Vater und seine behütete Tochter (Emmanuel und Philomène Bilodeau) Tiffanys „I Think We’re Alone Now” lauschen, konkretisiert Côtés Beschäftigung mit der Isolation und macht sich gleichzeitig darüber lustig. Und doch geht es in dem Film letztendlich um die Möglichkeit der Gemeinschaft, so schwach sie auch sein möge. Wie schön, dass Côtés bisher gelungenster Film gleichzeitig sein hoffnungsvollster ist.” – Eye Weekly

Jean Gentil (Laura Amelia Guzmán & Israel Cárdenas, Dominikanische Republik)

„Der haitianische Professor Jean Remy Genty ist ständig unterwegs auf der Suche nach Arbeit. Er ist eine anmutige Figur, die aus der Menge hervorsticht: ein vorbildlicher Christ. Auf seinen Reisen sehen wir die sich wandelnde Stadt, ihren exzessiven Ausbau. Obwohl sich dem arbeitslosen Haitianer ein Job als Bauarbeiter bietet, fühlt Jean sich dem nicht gewachsen, er fühlt sich alt und schwach. Er sucht etwas Passenderes für den Intellektuellen, für den er sich hält. Und so verbringt er Jahre mit der Suche nach einer Arbeit, die ihm und seiner Ausbildung würdig ist. Langsam verliert Jean die Hoffnung; er spürt das natürliche Bedürfnis, sich weiterzuentwickeln, ein Heim zu haben, eine Frau. Seine Wünsche und Gedanken verwirren sich. Böse Gefühle erwachen in ihm, die seine Wahrnehmung des Alltagslebens verzerren …” – Venice

Trypps #7 (Badlands) (Ben Russell, USA)

„Es geht um LSD, Messingglocken, die Jugend von heute, Terence Malick und die Unheimliche Begegnung der dritten Art, Interferenzen, die Pine Ridge Reservation und die erhabene Romantik. Teil sieben in einer Reihe von Filmen über Kino und Transzendenz.” – Ben Russell

Detroit Wild City (Florent Tillon, Frankreich)

„Willkommen in der Stadt Detroit, der ‚Mordhauptstadt der USA’, wo die Parkplätze von Gras überwuchert und die Häuser verlassen sind. Hier beginnt ein neues Leben langsam Gestalt anzunehmen und die verlassene Stadt zu übernehmen. Doch obwohl das Menetekel an der Wand eine andere und mehr apokalyptische Bedeutung hat, besteht dennoch kein Grund zur Panik. Detroit – Ville sauvage lässt den Blick mit der kühlen, philosophischen Distanz des Außenstehenden über die Veränderungen von Stadtlandschaften in einem historischen Moment schweifen, in dem Begriffe wie „Utopien”, „Humanität” und „Dollarkapitalismus” die Vorsilbe „post-” tragen. Unsichtbare Katastrophen haben die Stadt ruiniert und übrig sind bloß noch Spuren in Form von Radiowerbung über Schuldenerlass, Scharen von streunenden Hunden und einem geheimnisvollen Haufen verbrannter New-Age-Bücher. Doch am Rande all dessen haben die Menschen begonnen, sich neu zu organisieren in autonomen Gesellschaften, in denen Bauern Gemüse anbauen und noch immer an die Zukunft glauben – nur eben nicht als Fortsetzung der Gegenwart. Mit kühlem Kopf wie ein französischer Jim Jarmusch richtet Florent Tillon seine selektive Kamera dorthin, wo in den Ruinen des Glaubens des 20. Jahrhunderts an ewig währenden Fortschritt neue Ideen aufkeimen. Und wo das Wissen, dass etwas Neues passieren wird, eine gute Nachricht ist, die man nur selten hört.” – CPH:DOX

Blumen des Bösen (David Dusa, Frankreich)

„Inspiriert von den innovativen Strategien, mit denen iranische Studenten die grüne Bewegung gegen die von der Regierung auferlegten Verbote mobilisierten, verbindet David Dusa auf beeindruckende und intuitive Weise eine fiktive Romanze mit echten Aufnahmen von YouTube, Google Video und Twitter und personalisiert so anonyme Bilder der Gewalt, womit er Zeugnis für das revolutionäre Potenzial des Internets ablegt.” – Tribeca
 
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