Thomas Tuchel war versucht, beim Hamburger SV einzusteigen. Warum er es doch nicht tat, darüber hat der Trainer jetzt erstmals gesprochen. In Hamburg sollten sie jetzt lieber weghören.
Thomas Tuchel hat sich erstmals zu seinen gescheiterten Verhandlungen mit dem Hamburger SV geäußert. "Die Versuchung, Hamburg zu übernehmen, war groß. Aber während der Gespräche fühlte ich mich wie in einer Zwickmühle. Ich wollte einen Top-Bundesligisten übernehmen. Aber in Hamburg hatte ich das Gefühl, dass ich mich auf meiner zweiten Trainerstation übernehmen könnte", sagte der neue BVB-Trainer im Rahmen einer Veranstaltung der Zeitschrift "Zeit".
Dem klugen Thomas Tuchel ist damit nicht weniger als ein rhetorisches Meisterwerk gelungen. Er redet erst über seinen Anspruch (Top-Verein), nur um sich danach selbst die Fähigkeit abzusprechen, die Wirklichkeit damit in Einklang zu bringen. Das ist freundlich, denn unausgesprochen bleibt, für wie groß der nicht gerade für Selbstunterschätzung bekannte Trainer die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim HSV wirklich hielt.
Tuchel entschied sich folgerichtig für den BVB, den "Top-Bundesligisten", den "echten Herausforderer". Die abgelaufene Saison des BVB bedeutete zwar den sportlichen Tiefpunkt der vergangenen Jahre, zuvor hatte die Borussia aber über vier Spielzeiten zu den besten zwei Teams der Liga gezählt. Tuchels Unterschrift zeigt: Die Diskrepanz zwischen seinem Anspruch und der Klubwirklichkeit ist die geringstmögliche. Und: Die Borussia traut er sich zu.
Auf derselben Veranstaltung sprach Tuchel über Personalien, etwas, das er auf seiner Vorstellungs-Pressekonferenz noch nicht getan hatte. So habe er den abwanderungswilligen BVB-Stürmer Ciro Immobile noch nicht abgeschrieben: "Er hat noch eine Chance bei mir. Genau wie jeder andere Spieler, der Lust aufs Neue hat und bereit ist, sich darauf einzulassen", sagte Tuchel.
Bisher galt ein Transfer von Immobile noch in diesem Sommer als wahrscheinlich. Schließlich konnte der vor einem Jahr für 18,5 Millionen Euro verpflichtete italienische Nationalspieler die Erwartungen in Dortmund bislang nicht erfüllen. In 34 Pflichtspiel-Einsätzen kam Immobile auf zehn Treffer und drei Torvorlagen. Gerade im späteren Verlauf der Saison reichte es nur noch für Kurzeinsätze. An einer Verpflichtung des Angreifers soll der AC Mailand Interesse haben.