"Dead Space" soll verboten werden

#1
Warum Bayern jetzt gegen Horror-Games streitet
Von Thomas Lindemann 23. September 2008, 16:43 Uhr

Gleich mehrere neue Videospiele setzen auf Horror-Effekte. Sie sind beliebt und umstritten. Das besonders aufwendige Spiel "Dead Space" erhält wohl keine Altersfreigabe. Im Bayern-Wahlkampf spielen "Killerspiele" wieder eine Rolle. Doch die Fans wehren sich und streiten gegen die "Spielekiller".


Im Zentrum jeder guten Geschichte steht eine Krise – diese These von Aristoteles haben Hollywoods Dramaturgen bekanntlich zur Perfektion geführt. Die Radikalen unter ihnen machten sie zum Dauerbrenner: Es geht immer um Leben und Tod und die Lage bleibt ausweglos. Das ist der Kern des Horrors.

In seiner Einfachheit und emotionalen Kraft ist er offenbar besonders geeignet für das Videospiel. Es erlebt gerade eine regelrechte Horror-Welle. Die Spiele heißen „Silent Hill“, „Alone in the Dark“ oder „Vampire Rain“, eines der besonders aufwendigen ist „Dead Space“. Es wird gleichzeitig mit einem Comic und einem Film produziert und sollte eigentlich in diesen Tagen erscheinen – nun ist es von Indizierung bedroht. Das überrascht etwas. Bisher standen nur Spiele, in denen virtuell Menschen umgebracht werden, im Fokus der Prüfkommissionen.


"Dead Space" soll verboten werden

Die Story von „Dead Space“ ist so simpel wie das Genre es verlangt: Auf der Raumstation „Ishimura“ ist, etwa im Jahr 2400, alle Kommunikation ausgefallen. Der Ingenieur Isaac Clark wird abgesetzt, um das Problem zu klären, und findet sich in der Apokalypse wieder. Auf rätselhafte Weise sind fast alle Passagiere umgekommen. Die meisten verwandeln sich posthum langsam in Monstren.

Isaac betritt, gesteuert vom Spieler, die Raumstation und wird dort von der noch intakten Computerstimme begrüßt. „Willkommen“ sagt eine kühl-freundliche Dame aus dem Deckenlautsprecher. Doch darunter liegt alles in Trümmern. Der Zombie ist ein Sozialkritiker, sagt eine alte These. Er beraubt die Konsumwelt ihres Glanzes, zeigt sie also leer. Diese These der Kulturkritik war nie besonders intellektuell oder komplex – aber der Schock, eine einst blühende Welt zerstört zu sehen, funktioniert. Irgendwo im Hintergrund der ersten Spielszene fressen Riesenmotten offenbar einen Menschen – das könnte auch Ich sein, muss der Spieler dann denken. Denn er soll dort als nächstes vorbei.

Der Comic-Autor Anthony Johnston hat eine sechsteilige Heftserie zum Spiel gezeichnet. Johnston gehört zu den Großen seines Fachs, er arbeitete für Alan Moore und schrieb die Comic-Serie Wasteland. Sein Comic „Dead Space“ erzählt die Vorgeschichte des Spiels. Der Film zum Spiel wird gerade in Japan produziert als Zeichentrick für Erwachsene.


Wahlkampfthema in Bayern

„Dead Space“ ist technisch beeindruckend, aber deswegen keineswegs als Kulturprodukt großartig. Aus der Dunkelheit kommen Ungeheuer, und der technisierte Mann mit heruntergeklapptem Visier schießt auf sie. Das ist ein altes Muster bei Spielen – interessant ist es jetzt vor allem, weil Videospiele wie dieses gerade Wahlkampfthema in Bayern geworden sind.

„Dead Space“ könnte das erste Opfer der neu angeheizten Debatte sein – schon zweimal ist es bei den Obersten Landesjugendbehörden, die die Alterskennzeichnung vergeben, durchgefallen. Der Hersteller Electronic Arts hat Berufung eingelegt, Anfang Oktober wird entschieden. Im Spiel fließt Blut – aber nur das der Aliens. So etwas wurde meist ab 18 erlaubt. Wenn die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) ihre Kennzeichnung ganz verweigert, ist ein Spiel praktisch aus dem Verkehr gezogen.

Als Schachzug im Landeswahlkampf hat sich gleichzeitig der bayerische Innenminister Joachim Herrmann als Videospiele-Feind in Szene gesetzt und fordert Komplettverbote für Spiele, die Gewaltdarstellungen enthalten. In Interviews gibt er unumwunden zu, dass er noch nie ein Videospiel gespielt habe. Er hat nun eine Protestwelle unter jungen bayerischen Wählern ausgelöst. Im Internet formiert sich die Aktion „Ich wähle keine Spielekiller“ auf der Seite der Fürther Zeitschrift „PC Games“, dort bekommen Interessierte ein Formular zum Download, das sie an ihren Landtagskandidaten schicken können. Es wurde 15.000 Mal abgerufen, zudem haben es etliche Fanseiten übernommen.

Darin fordern die Spieler, den „irreführenden Begriff Killerspiele“ zu streichen und das neue Medium endlich zu akzeptieren. Schlusssatz des Briefes: „Ich werde sie nicht mit meiner Stimme unterstützen.“ Selbst der Microsoft-Mitarbeiter Boris Schneider-Johne greift in seinem beliebten Blog „Dreisechzig“ nun das Land, in dem das „größte Besäufnis der Welt“ veranstaltet werde, mit den Worten an: „Halten Sie gefälligst bei Computerspielen die Klappe.“


Die gleichen, abgegriffenen Effekte

Der Antrieb für die Videospiel-Kritiker ist folgende Idee: Wer etwas an der Spielkonsole lenkt, übt es damit auch für das reale Leben ein, verstärke also durch das virtuelle Handeln etwa seine Brutalität. Die Forschung hat etwas anderes herausgefunden. Zwar steigern Videospiele in Laborstudien die Aggressivität leicht. Aber das Fernsehen steigert sie noch viel stärker. Passiver Mediengenuss kann besonders gefährlich sein.

Die letzte Verbotsdebatte großen Stils wurde in den Achtzigern über Filme wie „Evil Dead“ oder „Maneater“ geführt – damals ging es um brutale und grausame Szenen, von denen Videospiele weit entfernt sind. Der neue Streitfall „Dead Space“ ist ein sehr modernes, aber keineswegs besonders wichtiges Videospiel.

Unerklärlich bleibt etwa, warum Gruselspiele auf die immer gleichen, abgegriffenen Effekte setzen: Lange dunkle Gänge, flackerndes Licht, Gefahr hinter der nächsten Ecke. Die Klänge des Spiels sind umwerfend, die Ungetüme, die irgendwie an lebende Schweinehälften erinnern, sind oft lächerlich. Ärgerlich, dass man sich im Kampf um die Freiheit der Kunst nun schon für eher schlechte Spiele einsetzen muss. Kein Videospiel hat bisher von Stanislaw Lem gelernt und den seelischen Horror umgesetzt, für den das All in der besten Science Fiction nur die Kulisse ist, selbst noch bei den „Alien“-Filmen.

In der überraschenden Wahlkampf-Debatte überschneidet sich das Thema nun plötzlich mit dem der Alkohol-Prävention. Argument der Spielefans: Nur weil Ab-18-Spiele angeblich von Älteren auch an Jüngere weitergegeben werden, sollen sie also verboten werden.

Dann muss konsequenterweise auch ein Herstellungs- und Vertriebsverbot für alkoholische Getränke her. Die Bayerische Staatsregierung antwortete nun sogar. Beckstein ließ verlauten: Bayern ist gegen Alkohol-Werbeverbote und Verkaufsbeschränkungen. Bier und Wein gehörten in Bayern nun einmal „zur Kultur“.

Das Recht auf Rausch, diese alte Forderung der Grünen und der Liberalen, hat Bayern offenbar akzeptiert. Nun wäre zu diskutieren, ob der Erwachsene nicht auch ein Recht auf Horror hat.

Quelle: welt.de
 
#3
Man muss sich ja jetzt schon Uncut Spiele in Spezial-Shops oder im Ausland besorgen. Viel schlimmer kann es ja nicht mehr werden.

Und selbst ein entschärftes Spiel ohne Jugendfreigabe kann sich wahrscheinlich so gut wie jeder Minderjährige im nächsten Media Markt kaufen. Aber man kann es sich auch einfach machen und gleich alles verbieten.
 

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Spielt gerade: mit Mulmeln
#9
du sagst es...trotzdem...sauerei...naja kennt man ja...besonders vorm wahlkampf...
man sollte mal nen thread mit diesen hirnlosen waschlappen machen...einfach mal um sich diese kranken leute anzugucken:twisted:...so ala geisterbahn8)


gestatten Joachim Herrmann:



hier noch schöneres:



wir könnten den thread doch "Der Politikerpranger" nennen:ugly:
 
#15
Wie ich schon sagte, ich werde es mir so oder so kaufen. Mittlerweile, sollten die wissen, dass sie mit Verboten nicht sehr weit kommen. So lange man importieren kann, können die da eh nichts machen. Außerdem bin ich bald 24! Da lasse ich mir doch von nem Opa doch nicht mehr sagen, was ich spielen soll und was nicht... :lol:
 
PSN-Name: FLORENCEROOMER
#17
RE: "Falsche irritierende leere versprechende Wahlkämpfe" sollen verboten werden !

Original von deadlyFox
Warum Bayern jetzt gegen Horror-Games streitet
Von Thomas Lindemann 23. September 2008, 16:43 Uhr

Gleich mehrere neue Videospiele setzen auf Horror-Effekte. Sie sind beliebt und umstritten. Das besonders aufwendige Spiel "Dead Space" erhält wohl keine Altersfreigabe. Im Bayern-Wahlkampf spielen "Killerspiele" wieder eine Rolle. Doch die Fans wehren sich und streiten gegen die "Spielekiller".
Hi !

Das ist ja kein Wunder, die Strohdummen Politiker haben sich in ihre eigene Knien erschossen, kein Videogamer geht wählen ! :twisted:
Die Politiker haben unseren Spaß am Spielen verdorben, darum verdienen Sie, sehr geehrter Politiker, einen Spielekiller - Award auf 1. Platz zu landen. :ugly:

Keine Sorge, wie schon Rayden2K sagte, "Viele Wege, führen nach Rom". :okay:
Von daher kann es auch eine Wende geben, bzw. andere Politikerrichtungen weisen. :twisted:

Nun gut, ich bin Ösi und wir haben am 28. September auch unsere Wahlen, genauso wie bei unserem großen Vorbild aus D. :rolleyes:
Nur, offenbar haben wir andere Wahlkampfthemen. :kopfkratz:

LG, Florentine. :ugly:
 
#20
mir is es eig egal ob spiele in deutschland nciht erscheinen...ich importier mir die dann ey aus österreich oder so 8)

warum sich so probleme machen wegen den ganzen killerspiele die politiker haben doch ey keien ahung gegen was die vorgehen sollen... :hammer:
 
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