Mal vielleicht aus Sicht eines indirekten Bauern...
Meine Eltern haben 30 Jahre lang einen Milchviebetieb betrieben. Ich bin also in einer Landwirtschaft geboren und aufgewachsen.
Jetzt zum Jahresende wird dieser wie so viele andere leider nicht mehr existieren, da er mit 40 ausgewachsenen Tieren und längst abbezahlter Finanzierung trotzdem nicht mehr rentabel ist. Ich will gar nicht groß ausholen was es für eine Familie heißt, eine Landwirtschaft zu betreiben. Kinder und die Generation der Großeltern werden als "unbezahlte Kräfte" miteingerechnet, da es sonst nicht stemmbar ist. Jeden Tag arbeiten egal ob Weihnachten, Silvester oder Hochzeit der Kinder. Urlaub ist erst möglich, wenn die Kinder alt genug sind mal ein Wochenende den Hof alleine zu bewirtschaften. Das wusste man vorher als man sich entschieden hat ein Lanwirtschaft zu betreiben.
Was man aber nicht wusste ist, was mitlerweile jedes Jahr von der Regierung für Auflagen kommen.
Hier eine Pflichtimpfung mehr. Da eine "notwendige" Sanierung, die wieder tausende von Euro kostet. Dazu noch die verkomplizierte Bürokratie, dass mittleweile eine Fachkraft die gleiche Zeit im Büro wie auf dem Feld bzw. im Stall verbringt.
Ich habe die Proteste der Landwirte in den letzten Jahren mitbekommen, die in der Presse nicht mal erwähnt wurden. Ich habe mitbekommen, wie mein Eltern eine Woche lang gestreikt haben und Milch wegschütteten...geändert hat sich nichts. Hat man die Milch eben im Ausland gekauft. Um das mal ins Bild zu setzen. Wenn andere streiken, streiken sie für mehr Lohn. Als die Landwirte streikten, war das da der Milchpreis unter die durschschnittliche Gewinnschwelle gefallen ist. Man ZAHLTE dafür, dass man auch noch arbeitet. Ich würde gerne den Aufschrei mancher Arbeitnehmer im Land sehen wenn es heißt: Danke für deine 8-10 Stunden arbeit heute. Bitte gib mir dafür 100 EUR.
Leider führt die aktuelle sowie vergangen Regierung nur dazu, dass es für "kleine Bauer" nicht mehr rentabel ist eine Landwirtschaft zu führen. Was bleibt, sind dann mit Betriebe mit 500 - 1000 Tieren aufwährts. Milchfabriken, in denen das einezelne Tier nicht mehr zählt...
Ja, die aktuellen Proteste und Übergriffe gehen zu weit. Aber irgendwie muss man sich Gehör verschaffen, da es einfache KEINE Bauernlobby gibt. Das was aktuell passiert, ist das Ergebnis von Gängelei und Unmut, der ich unter den Lanwirten schon seit Jahren zuspitzt.
Noch ein Punkt zum Vergleich mit den Klimaklebern:
Die Proteste diese Woche sind angemeldet und von den Behörden genehmigt im Gegensatz zu den willkührlichen Protesten der letzten Generation.
Sorry für so viel Text, aber vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen mal die andere Seite zu verstehen.
Ich für meine Teil werde niemals in der Landwirtschaft arbeiten. Ich sehe nicht ein, mein Leben unter ständigen Existenzängsten und großen Verzicht in allen Lebenslagen zu führen. So stirbt wieder ein Bauernhof mehr.