Allein vier (!) SquareEnix Spiele für den DS, vor allem als "neu" tituliert, also anscheinend keine Portierungen, und noch dazu von den "großen Serien" - das ist schon verblüffend, wenn man bedenkt, dass für PSP gerade mal ein FF Filmchen angekündigt ist.
Aber am Beispiel SquareEnix zeigt sich vielleicht auch besonders gut das Dilemma der PSP: der Erfolg des Handhelds ist schwer einschätzbar und exklusive Entwicklungen sind sehr viel teurer als auf dem DS. Deshalb scheinen die Entwickler momentan entweder abzuwarten oder eben alte Titel zu portieren - neue, exklusive Entwicklungen sind praktisch komplett nicht existent.
Natürlich gibts auch das Risiko, dass der DS floppt, nur ist es beim DS zum einen wesentlich niedriger und vor allem auch begrenzter. Denn selbst wenn Nintendo von seinem Monopol im Handheld-Bereich gestürzt wird oder sogar die Marktführerschaft verliert - das Risiko, dass Nintendo mit einem Schlag vom 99% Marktführer zum 1% Underdog deklassiert wird, ist praktisch ausgeschlossen. Selbst beim Desaster N64 und dem Siegeszug der PS1 ist das schließlich nicht in dem Umfang passiert. Umgekehrt besteht aber zumindest durchaus die Chance, dass die PSP genauso kläglich scheitert, wie die vorherigen Gameboy-Konkurrenten.
Ein ganz entscheidender Faktor in diesem ganzen Spiel sind aber die Entwicklungskosten der Spiele: selbst wenn man alle Erfolgsaussichten, Marktsituationen und Prognosen außer acht lässt, ist das finanzielle Risiko einer PSP-Eklusiventwicklung einfach enorm viel höher als bei einer DS-Exklusiventwicklung. Man stelle sich vor, SquareEnix würde statt vier neuen DS-Spielen vier PSP- Spiele der Größenordnung FF/DQ/SD ankündigen. So, wie die PSP konzipiert ist, müssten das zwangsläufig Spiele vom Format einer PS2-Entwicklung sein - 3D-Welten, FMVs, etc. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Sony oder die PSP-Käufer sich mit weniger zufrieden geben würden - die PSP wurde mit PS2-Technik verglichen, da können die Spiele dann nicht plötzlich nach Gameboy aussehen. Das Ergebnis: SquareEnix KANN gar nicht mal eben vier neue und exklusive Spiele des Formats FF oder DQ für PSP entwickeln, ohne dazu einen Aufwand in PS2-Größenordnung zu betreiben und damit zwangsläufig ihre Entwickler-Teams spontan zu verdoppeln.
Und so gehts letztlich allen Entwicklern - wer soll denn bei solch ungewissen Zukunftsaussichten auf dem Handheldmarkt, insbesondere für die PSP, mal eben einige Millionen womöglich in den Sand setzen? Mit Nintendo findet man dann stattdessen auf der anderen Seite den uneingeschränkten Marktführer, dessen Credo ja, insbesondere mit dem DS, gerade die einfachen, simpel gestrickten, aber womöglich genialen Spiele sind.
Deshalb ist es bis zu einem gewissen Grad völlig wurscht, ob die PSP oder der DS in Meinungsumfragen unter Spielern einen Prozentpunkt mehr oder weniger auf ihrer Seite haben - ein FF, das die Möglichkeiten der PSP ausnutzt würde locker das Zehnfache oder noch mehr im Vergleich zu einem DS-FF kosten, das ja allein schon keine oder kaum FMVs haben wird und zudem den Wert weniger auf die (aufwändige) grafische Seite legt. Und dann müsste die PSP in der Spielergunst eben schon die zehnfache Anhängerschaft des DS haben, um überhaupt erstmal einen Gleichstand zu schaffen.
Ich bin jedenfalls mal auf das endgültige Lineup der PSP gespannt und auf den Anteil der Exklusiventwicklungen. Momentan scheint sie mir ein guter Anwärter, um dem GBA den zweifelhaften Titel der Portierungsmaschine noch mit großem Abstand abzunehmen. "Echte", große Exklusiventwicklungen wirds IMO für die PSP auf lange Zeit so gut wie gar nicht geben. Man sieht ja an Metal Gear Acid, wie die Hersteller versuchen, sich um diese Problematik herum zu drücken: Konami entwickelt natürlich bezeichnenderweise kein "echtes" MGS, sondern versteckt letztlich ein einfaches 2D-Strategie/Karten-Spiel unter dem Deckmäntelchen einer 3D-Engine. Das wird, neben der Flut an Portierungen, sicherlich Strategie Nr. 2 der Hersteller sein: grafisches Blendwerk auf an sich simple Spiele aufzusetzen, um den Eindruck einer hochwertigen Produktion zu erwecken, die den Möglichkeiten der PSP auch gerecht wird, aber dabei nicht den finanziellen Aufwand einer "echten" PSP-Eigenproduktion erfordert.