Nachdem ich mich doch sehr detailliert über den Film ausgelassen habe, kopiere ich meine Text hier noch mal rein:
Im Weltall hört dich niemand schreien.... weil das Orchester viel lauter spielt..
Interstellar 8/10
"McConaugheys"
Gestern also Interstellar gesehen. Nolans neues "Meisterwerk". Und ja, es ist ein guter Film. Mehr aber nicht. Nicht mehr als gut, aber vor allem nicht mehr als ein Film. Technisch sauber mit beeindruckend klaren und ruhigen Bildern. Keine hektischen Kamerafahrten durch endlose Effektgewitter, sondern Panoramen von Welten jenseits unserer Vorstellung. Nolan, bzw. sein Team, hat es perfekt verstanden, dass Unbegreifliche visuell einzufangen und präsentiert uns hier definitiv Ebenen jenseits unserer Dimension. Das ist mMn das größte Zugeständnis, dass man einen Film überhaupt machen kann. Denn was sind Filme, wenn nicht die Möglichkeit von fremden Welten zu träumen. Dafür also Respekt!
Die Geschichte hinter der interstellaren Bilderflut bleibt jedoch meist eindimensional, mit viel Seele, aber wenig Herz. Das soll heißen, dass Beziehungen und Motive der Akteure durchaus ihren eigenen Scharm hatten, für mich jedoch in vielen Momenten so steril und kalkulierbar wirkten, wie das Weltall in denen sich die Figuren bewegen.
Man entwickelt zwar eine Bindung zu McConaughey´s Charakter, aber er bleibt doch schwer fassbar für den Betrachter. Er ist Vater, Bauer, Physiker, Ingenier, Raumpilot, Weltenretter und spiritueller Führer in einer Person. Er spielt diese Rollen auch aller herausragend, aber ich wünschte mir doch, dass er doch etwas differenzierter aufgetreten wäre. So bleibt er ein schwer vorstellbarer Übermensch, der über dem Film schwebt, alles weiß, alles kann und alles macht was die Handlung vorantreibt. Dabei wird er uns die erste halbe Stunde als einfacher Mann gezeigt, der plötzlich, und ohne große Vorbereitung ins All geschossen wird.
Musikalisch wird uns hier von Hands Zimmer wieder einiges geboten. Leider jedoch mMn viel zu inflationär benutzt, wodurch es recht schnell zu Sättigungseffekten kommt.
Dabei wirken vor allem die lauten, orchestralen Stücke als zu großer Gegenpol zu den kalten aber realistischen Bildern des Weltalls. In vielen Szenen wird die Stille zelebriert, indem Explosionen im Vakuum verstummen und Bewegungen im All nur durch den dumpfen Hall der Schiffsteile zu hören sind. Doch dann plötzlich setzen diese lauten Trommeln und Bläser von Zimmers Orchester ein und zerstören die Anmut des Moments. In einer Szene erstickt sie sogar jegliche Spannung, indem sie die ruhigen Bewegungen und zugleich angespannten Manöver während eines Andockversuchs völlig unnötig versuchen zu pointieren. Das wirkt an vielen Stellen zu gewollt. Ehe man die Spannung selbst spüren kann, wird man von der Musik in eine Situation gedrängt, in der Anspannung unbedingt erzeugt, aber nie erreicht werden konnte. Das ist schade. Und zieht sich leider durch viele Szenen des Films. Zu vieles wird wiederholt und nutzt sich ab. (
Gehe nicht sorglos in die gute Nacht ...)
Die Geschichte selbst ist kompliziert aber nicht völlig überfordernd. Leider gibt es hollywoodbedingt einige Dinge in der Story, die nicht versucht werden zu erklären. Hier traut sich Nolans Drehbuch zu wenig, was man früh erkennt und somit nicht mehr überrascht werden kann. Dies ist besonders schade, da Emotionen und Gefühle innerhalb sehr vielschichtig und nüchtern betrachtet werden. Daher können die zum Teil klischeehaften und überzeichneten Figuren der eigentlichen Bedeutung Nolans Geschichte nicht gerecht werden und verlieren sich im Einheitsbrei eines philantropischen Menschenbildes a la Hollywood.
Unterm Strich bleibt ein Film, der gut unterhalten kann und einem zum Nachdenken anregt, ohne jedoch die Themen des Films wirklich jemals hinterfragen zu wollen. Handwerklich mit ein paar Längen ausgestattet schafft er es dennoch, zu beeindrucken ohne jedoch wirklich Spannung aufzubauen, da die Personen zu oberflächlich und daher durchschaubar agieren.
Es bleibt jedem selbst überlassen, wie viel man in die Handlung rein interpretieren kann. Über Menschlichkeit, Über das Sein und über unsere Wahrnehmungen. Doch leider gibt Nolan hier nie genug Stoff, um wirklich hinter die Fassade der technisch brillanten aber sterilen Welt zu blicken, die für uns hinterlassen wurde.
In diesem Sinne ...." kommt ein Mann zum Arzt"