Willkommen zu meinem nunmer vierten Thread im Retro-Forum von OnPSX.de, dieses mal wende ich mich nach dem Sega Saturn und dem Sega Mega Drive wieder meiner Lieblingsfirma zu: Nintendo. Und dabei ihrer Konsole, die wohl die Branche direkt und indirekt fast so stark beeinflusste wie ihre erste Heimkonsole, dem NES. Aber um den 8Biter geht es nicht, nein, es geht um ihre erste 3D-Heimkonsole, dem Nintendo 64.
Die Vorgeschichte
Die Welt der Videospiele war ab 1994 in einem Umbruch, es zeichnete sich immer mehr ab, das 3D die nächste Generation bestimmen würde, auch wenn Sega ihrem Saturn ursprünglich als ultimative 2D-Konsole geplant hatte [siehe dazu hier]. Aber auch eine andere Veränderung zeichnete sich ab, die der Datenträger. Die Ablösung der Module durch CD`s bahnte sich an.
Doch zunächst müssen wir weiter zurück in die Vergangenheit, zum Ende der 80er Jahre. Nintendo hatte schon damals Pläne für eine CD-Erweiterung für ihr Super Famicom, im Westen als Super Nintendo Entertainment System, kurz SNES oder Super Nintendo, bekannt. Also begann man mit Sony, die auch für den Soundchip des SNES verantwortlich waren, eine Zusammenarbeit ihres auf den Namen PlayStation Extended [PSX] getauften Projektes. Hiroshi Yamauchi, der Präsident von Nintendo, erkannte zu spät das die Bedingungen für die Entwicklung dieser Erweiterung nicht gerade zu seinem bzw. Nintendos Vorteil waren, mit anderen Worten: Man gab Sony zu viel freie Hand zum Geld verdienen wärend man selbst weniger verdienen würde.
Auf der CES 1991 schließlich kam der große Knall, statt der Enthüllung des Gerätes kündigte Nintendo eine Partnerschaft mit Philips an, um eine CD-Erweiterung zu entwickeln. Sony, sichtlich brüskiert, hatte nun eine Rechnung zu begleichen. Statt das PlayStation Extended-Projekt aufzugeben entwickelte man nun eine eigenständige Konsole, die unter den Namen PlayStation [das Kürzel PSX wurde beibehalten] weltberühmt wurde und die Videospielwelt mehr als nur verändern sollte. Doch zurück zu Nintendo.
Die Konsole
Erschienen ist das Nintendo 64 mit einiger Verspätung im Juni 1996 in Japan, im September 1996 in Amerika und im März 1997 in Europa, mit Ausnahme von Frankreich, wo es erst im September 1997 erschienen ist.
Das Nintendo 64 stellte eine Zusammenarbeit von Nintendo, Silicon Graphics und MIPS da. Als Projektnamen verwendete Nintendo "Project Reality", nicht zu verwechseln mit "Project Virtual Reality", welches für den Virtual Boy verwendet wurde. 1994 wurde der Name "Nintendo Ultra 64" für den Westen enthüllt. Zwei Arcade-Spiele, Killer Instinct von Rare und Cruis`n USA von Midway, sollten schon damals auf der Ultra 64-Hardware laufen [Ultra 64-Logo von Cruis`n USA, Link], Tatsache aber ist, das diese Hardware sich von der späteren Nintendo 64-Hardware stark unterschied, so gab es bspw. eine Festplatte. Nur einen Monat vor dem Japan-Release änderte Nintendo den Namen offiziell in Nintendo 64, da das Wort "Ultra" schon von Konami für ihre Ultra Games-Division in Amerika verwendet wurde.
Eine absolute Neuheit, sowohl im Design als auch in den Möglichkeiten, stellte der Controller da. Drei Griffe für nur zwei Hände. Daneben gab es an der Unterseite erstmals die Möglichkeit, Zusatzperipherie einzustecken. Zunächst nur für MemoyCards gedacht kamen später noch das RumblePac und das TransferPac von Nintendo hinzu. Doch die absolute Neuheit fand sich auf dem mittleren Griff, der Analog-Stick. Eine Überarbeitung des aus den 80er-Jahren bekannten Joysticks, statt für die gesamte Hand wesentlich kleiner und für den Daumen gedacht, ermöglichte er vollkommen neue neue Spielerfahrungen.
In Sachen Programierbarkeit war das Nintendo 64 die Mitte zwischen der PlayStation und dem Saturn. Nicht so leicht wie für die PlayStation, aber auch nicht so schwer wie für den Saturn. Dennoch sollte auch diese Eigenschaft der Konsole Probleme mitsich bringen. Jedoch nicht so große Probleme wie das, was gemeinhin als größter Fehler des Nintendo 64 gehandelt wird: Die Module. Nintendo entschied sich anders als Sony und Sega nicht für ein CD-basierendes Speichermedium, sondern hielt an Modulen fest. Aus heutiger Sicht unverständlich, aber aus damaliger Sicht von Nintendo die richtige [und auch nachvollziehbare] Entscheidung. Mit Modulen war man vertraut, die Experimente mit CD-Medien dagegen waren Fehlschläge. Man hatte sowohl die Kunden als auch die Entwickler falsch eingeschätzt, und nicht gedacht das die Entwickler die Probelmatik der wesentlich leichteren Raubkopien und die Spieler die Problematik der Ladezeiten und leichteren Störanfälligkeit [bspw. durch Kratzer] so einfach hinnehmen würden.
Ich persönlich bin der Ansicht das die Module gar nicht einen so großen Einfluss auf die Entwicklung des Nintendo 64 genommen haben wie man animmt. Die viel größeren Fehler machte Nintendo in anderen Bereichen. Wäre das Nintendo 64 max. ein Jahr nach der PlayStation erschienen, mit dem selben Launchspieleangebot, und hätte Nintendo bei den 3rd`s viel eher mit Süßholzraspeln angefangen, meiner Meinung nach hätte Sony keinen Marktführer gestellt. Doch das sind nur Spekulationen. Zurück zu den Fakten.
Die Launchprobleme
Die Verschiebung des Launches ist vorallem auf eines zurückzuführen: Super Mario 64. Das erste 3D-JnR des bekannten Klempners sollte den Unterschied zwischen dem Nintendo 64 und der PlayStation und dem Saturn zeigen, weswegen Nintendo bzw. EAD alle Kräfte darauf richtete. Die Entwicklungsarbeiten waren ein extremer Kraftakt, tagelanges durcharbeiten ohne Schlaf bzw. schlafen im Büro waren keine Seltenheit und es ging sogar so weit, das sich die Ehefrauen der Entwickler bei Nintendo beschwerten. Die Verschiebung des Launches war nur die logische Konsequenz dessen, da Super Mario 64 zum ursprünglichen Termin nicht fertig werden konnte. Miyamoto rechtefrtigte sich vor den Spielern und auch vor Yamauchi damit, das ein verschobenes und unfertiges Spiel vieleicht gut wird, ein schlechtes und unfertig veröffentliches Spiel aber immer schlecht und unfertig bleibt. Ursprünglich wollte Miyamoto noch eine weitere Verschiebung, doch diesmal stellte sich Yamauchi und die restliche Chefetage quer, noch später als Juni 1996 wollte und konnte man einfach nicht mehr launchen. Zum Schluss wurden Dinge entweder direkt ins Spiel integriert oder ganz verworfen, wie bspw. Yoshi, der ursprünglich wieder für seine Rolle als Reittier gedacht worden war.
Letzendlich aber wurde der Launch für Nintendo ein Erfolg, die Konsole verkaufte sich gut, und Super Mario 64, das zusammen mit Pilotwings 64 und einem Puzzle-Spiel von Seta [Japan-Exclusiv] das Launch-LineUp stellte, bekam Lob ohne Ende und war die Messlatte für zukünftige 3D-Spiele.
Die erste Zeit
Der Launch war gut, doch was kam danach? Nichts? Fast richtig, fast nichts. Die Software-Unterstützung war mager bis mies, Nintendo selbst verschob seine großen Projekte wie Lylat Wars und The Legend of Zelda - Ocarina of Time imnmer wieder, die 3rd`s reichten wenig selbst nach. Turok gab es in Europa noch zum Launch neben Super Mario 64 und Pilotwings 64, wobei das Spiel in Deutschland zensiert wurde und aus den Dinosauriern Roboter wurden. Bei Turok ergab sich auch ein logistisches Problem von Nintendo. Das Spiel benötigte um zu Speichern eine MemoryCard. Eigentlich nicht das Problem, wenn Nintendo mal welche zum Launch geliefert hätte. Doch sie kamen erst Monate später in den Läden an. Ein weiteres Negativ-Highlight in der ersten Zeit des Nintendo 64 in Europa stellte FIFA 64 von EA da. Es ist wohl das schlechteste FIFA das es je gab, und dies wusste auch EA. Also was macht man? Das Spiel verschieben? Nein, man ist ja nicht Nintendo. Stattdessen wurde das Spiel wortwörtlich über Nacht, ohne Testversionen zu verschicken, in die Ladenregale gestellt. Doch es gab auch positives im Jahre 1997, Mario Kart 64, Lylat Wars [mit dem innovativen RumblePac], Extreme G, Wave Race 64, International Superstar Soccer 64, Top Gear Rally, Blast Corps, WCW/nWo World Tour und 007 GoldenEye stellten wohl die Schwergewichte da.
Der zweite Konsolenkrieg
Diesmal hieß der Konkurrent nicht Sega, sondern Sony. Sega hatte sich mit dem Saturn schneller ins Aus geschossen als man dachte, aber Sony war anders. Zwar war Nintendos Marketing auf dem selben Niveau wie beim SNES [mit anderen Worten: gut], aber Sonys war besser, meilenweit besser. Als die Technowelle bspw. über Europa rollte stellte Sony PlayStations mit dem SciFi-Racer WipEout in Clubs auf. Daneben schaltete Sony Werbung zu Zeiten, wo noch nie jemand zuvor Videospielwerbung zeigte. Das Ergebniss ist bekannt, es wurden neue Zielgruppen erschlossen, die dem "coolen" Sony folgten. Anders als beim Kampf zwischen Nintendo und Sega auf dem amerikanischen Markt eine Generation zuvor war an dem wieder aufkommenden "Kiddy-Image" das Nintendo anhaftete nicht etwa die Zensur von Nintendo schuld, sondern einfach ihre nicht vorhandene Werbung. Gerade beim Nintendo 64 ließ Nintendo die 2nd`s und 3rd`s walten, u.a. mit Mortal Kombat, Nightmare Creatures, BioFreaks, Killer Instinct, 007 GoldenEye, etc. Aber das alles nützt nichts wenn dafür nicht genug Werbung geschaltet wird.
Zudem machte Nintendo auch diesmal Fehler bei den 3rd`s, sie vergaben Lizenzen für Nintendo 64-Spiele nur zögerlich, wärend Sony die 3rd`s auf ihr "3rd-Paradies" lockte. Dort gab es kaum Bedingungen, günstigere Entwicklungskosten und zudem keinen Softwaregegner Namens Nintendo.
Einen weiteren Punkt stellt Squaresoft da. Mit Nintendo schon seit Final Fantasy IV und Super Mario RPG immer wieder im Streit verhandelte man im Geheimen schon bei der Entwicklung von Final Fantasy VI mit Sony. Hier boten sich neue Möglichkeiten und Märkte [Europa!], so das man sich diese Chance bei den Mannen um Hironobu Sakaguchi nicht entgehen lassen wollte. Als Nintendo dies erfuhr war es endgültig aus zwischen Nintendo und Square, Yamauchi wollte diese "Verräter" nicht mehr haben. Ein schwerwiegender Fehler. Entgegen vielen Behauptungen gab es aber niemals Pläne für ein Nintendo 64-Final Fantasy, die Bilder die dafür immer gebracht werden sind Grafikdemos um zu zeigen was das Nintendo 64 kann, mit einer Planung oder gar Entwicklung wurde nie begonnen. Final Fantasy VII entstand von Beginn an für die PlayStation. Und Sony zeigte sein Können und startete eine riesige Marketing-Kampagne die dazu führte, das Final Fantasy VII bis heute der erfolgreichste Teil der Serie ist. Damit war letzendlich dann alles für Nintendo verloren, der einstige Marktführer konnte nur noch Schadensbegrenzung tun und versuchen, so viele Konsolen wie möglich an den Kunden zu bringen.
Die Softwareunterstützung
Das Jahr 1998 war ähnlich wie das Jahr 1997 in Sachen Software, Banjo-Kazooie, F-Zero X, 1080° Snowboarding, F1 World Grand Prix, Gex: Enter the Gecko, International Superstar Soccer 98, WcW/nWo Revenge Turok 2: Seeds of Evil sind wohl hier als erstes zu nennen. Doch am Ende des Jahres kam die große Hoffnung und Revolution: The Legend of Zelda - Ocarina of Time. Nach langer langer Wartezeit war es endlich da, die 3D-Stunde der großen Serie. Man hatte in den Jahren 1997 und 1998 fast den Eindruck, die ganze Nintendowelt wartete nur auf dieses Spiel, etwas was sich vieleicht auch damit erklären lässt, das Final Fantasy VII als Hauptgrund dafür genannt wurde, wieso Sony an Nintendo vorbei zog. Nun dachten wohl viele, das ein ähnlich episches Spiel diese Stellung wenigstens etwas berichtigen würde. Eine, wie sich im Nachhinein rausstellte, falsche Einschätzung. Dennoch war der Erfolg von Ocarina of Time unglaublich. Unzählige Preise, Höchstwertungen und sogar einem Eintrag ins Guinnes Buch der Rekorde wurden ihm zuteil. Es ist bis heute auch das meistverkaufteste Zelda und das bestbewertetste Spiel aller Zeiten. Ab dem Jahr 1999 besserte sich auch die Softwareversorgung etwas, FIFA 99, Star Wars: Rogue Sqaudron, Perfect Dark, Super Smash Bros., Mario Party, Resident Evil 2, F1 World Grand Prix 2, Rayman 2: The Great Escape, Star Wars: Episode 1 Racer, Mario Golf, Mario Tennis, Donkey Kong 64, The Legend of Zelda - Majora`s Mask, Jet Force Gemini, Command & Conquer 64, Tony Hawk`s Skateboarding, Paper Mario, etc. Doch es ist natürlich bekannt das das Nintendo 64 niemals an den Softwareoutput der PlayStation kam, die mehr und mehr davon zog. Von den 3rd`s gab es auf dem Nintendo 64 kaum etwas zu sehen, nur wenige große Projekte wie Rayman 2, Tony Hawk oder Resident Evil 2 finden sich. Stattdessen festigte Nintendo seinen Ruf als grandioser Softwareentwickler, bekam daneben aber starke Konkurrenz durch Rare. Die Beziehungen zwischen Nintendo und Rare verschlechterten sich im Laufe der Nintendo 64-Zeit, nur wiederwillig publishte Nintendo 007 GoldenEye, Perfect Dark und weitere Spiele wurden teilweise von Rare selber vertrieben, wärend Conker`s Bad Fur Day den absoluten Höhepunkt darstellte. Von den Kritikern und Fans geliebt, wollte Nintendo dieses Spiel nicht haben und weigerte sich, Publisher zu sein. Doch Rare fand einen anderen, THQ, doch die bezahlten dafür mit einem hohen Preis. Sie bekamen Repressalien von Nintendo und aus diesem Grund war das Spiel auch eines der teuersten überhaupt.
Als im Jahr 2000 auch Nintendo seinen Konsolen-Nachfolger GameCube öffentlich zeigte war die Softwareunterstützung schon wieder schwächer und wurde nun ganz allmählich komplett eingestellt.
Die Spiele
Auch wenn das Nintendo 64 eine sehr geringe Softwareunterstützung hatte, so hatte es doch eine dafür hohe Zahl an Hits und Kultspielen. Allerdings begann auf dem Nintendo 64 auch das, was Nintendo heute allzu gerne vorgeworfen wird: Ausschlachten von Serien. Hier starteten Mario Party, Mario Golf, Paper Mario, Mario Tennis und Smash Bros. Eine Entwicklung die sicherlich nicht jeder befürwortet, obwohl es alles sehr gute Spiele sind.
Alles in allem bleibt das Nintendo 64 als denkwürdige Konsole in Erinnerung, die man sicherlich als Konsolero in seiner Sammlung haben sollte.
Meine persönliche Nintendo 64-Geschichte kann man hier nachlesen. Danke für das Interesse.
Die Vorgeschichte
Die Welt der Videospiele war ab 1994 in einem Umbruch, es zeichnete sich immer mehr ab, das 3D die nächste Generation bestimmen würde, auch wenn Sega ihrem Saturn ursprünglich als ultimative 2D-Konsole geplant hatte [siehe dazu hier]. Aber auch eine andere Veränderung zeichnete sich ab, die der Datenträger. Die Ablösung der Module durch CD`s bahnte sich an.
Doch zunächst müssen wir weiter zurück in die Vergangenheit, zum Ende der 80er Jahre. Nintendo hatte schon damals Pläne für eine CD-Erweiterung für ihr Super Famicom, im Westen als Super Nintendo Entertainment System, kurz SNES oder Super Nintendo, bekannt. Also begann man mit Sony, die auch für den Soundchip des SNES verantwortlich waren, eine Zusammenarbeit ihres auf den Namen PlayStation Extended [PSX] getauften Projektes. Hiroshi Yamauchi, der Präsident von Nintendo, erkannte zu spät das die Bedingungen für die Entwicklung dieser Erweiterung nicht gerade zu seinem bzw. Nintendos Vorteil waren, mit anderen Worten: Man gab Sony zu viel freie Hand zum Geld verdienen wärend man selbst weniger verdienen würde.
Auf der CES 1991 schließlich kam der große Knall, statt der Enthüllung des Gerätes kündigte Nintendo eine Partnerschaft mit Philips an, um eine CD-Erweiterung zu entwickeln. Sony, sichtlich brüskiert, hatte nun eine Rechnung zu begleichen. Statt das PlayStation Extended-Projekt aufzugeben entwickelte man nun eine eigenständige Konsole, die unter den Namen PlayStation [das Kürzel PSX wurde beibehalten] weltberühmt wurde und die Videospielwelt mehr als nur verändern sollte. Doch zurück zu Nintendo.
Die Konsole
Erschienen ist das Nintendo 64 mit einiger Verspätung im Juni 1996 in Japan, im September 1996 in Amerika und im März 1997 in Europa, mit Ausnahme von Frankreich, wo es erst im September 1997 erschienen ist.
Das Nintendo 64 stellte eine Zusammenarbeit von Nintendo, Silicon Graphics und MIPS da. Als Projektnamen verwendete Nintendo "Project Reality", nicht zu verwechseln mit "Project Virtual Reality", welches für den Virtual Boy verwendet wurde. 1994 wurde der Name "Nintendo Ultra 64" für den Westen enthüllt. Zwei Arcade-Spiele, Killer Instinct von Rare und Cruis`n USA von Midway, sollten schon damals auf der Ultra 64-Hardware laufen [Ultra 64-Logo von Cruis`n USA, Link], Tatsache aber ist, das diese Hardware sich von der späteren Nintendo 64-Hardware stark unterschied, so gab es bspw. eine Festplatte. Nur einen Monat vor dem Japan-Release änderte Nintendo den Namen offiziell in Nintendo 64, da das Wort "Ultra" schon von Konami für ihre Ultra Games-Division in Amerika verwendet wurde.
Eine absolute Neuheit, sowohl im Design als auch in den Möglichkeiten, stellte der Controller da. Drei Griffe für nur zwei Hände. Daneben gab es an der Unterseite erstmals die Möglichkeit, Zusatzperipherie einzustecken. Zunächst nur für MemoyCards gedacht kamen später noch das RumblePac und das TransferPac von Nintendo hinzu. Doch die absolute Neuheit fand sich auf dem mittleren Griff, der Analog-Stick. Eine Überarbeitung des aus den 80er-Jahren bekannten Joysticks, statt für die gesamte Hand wesentlich kleiner und für den Daumen gedacht, ermöglichte er vollkommen neue neue Spielerfahrungen.
In Sachen Programierbarkeit war das Nintendo 64 die Mitte zwischen der PlayStation und dem Saturn. Nicht so leicht wie für die PlayStation, aber auch nicht so schwer wie für den Saturn. Dennoch sollte auch diese Eigenschaft der Konsole Probleme mitsich bringen. Jedoch nicht so große Probleme wie das, was gemeinhin als größter Fehler des Nintendo 64 gehandelt wird: Die Module. Nintendo entschied sich anders als Sony und Sega nicht für ein CD-basierendes Speichermedium, sondern hielt an Modulen fest. Aus heutiger Sicht unverständlich, aber aus damaliger Sicht von Nintendo die richtige [und auch nachvollziehbare] Entscheidung. Mit Modulen war man vertraut, die Experimente mit CD-Medien dagegen waren Fehlschläge. Man hatte sowohl die Kunden als auch die Entwickler falsch eingeschätzt, und nicht gedacht das die Entwickler die Probelmatik der wesentlich leichteren Raubkopien und die Spieler die Problematik der Ladezeiten und leichteren Störanfälligkeit [bspw. durch Kratzer] so einfach hinnehmen würden.
Ich persönlich bin der Ansicht das die Module gar nicht einen so großen Einfluss auf die Entwicklung des Nintendo 64 genommen haben wie man animmt. Die viel größeren Fehler machte Nintendo in anderen Bereichen. Wäre das Nintendo 64 max. ein Jahr nach der PlayStation erschienen, mit dem selben Launchspieleangebot, und hätte Nintendo bei den 3rd`s viel eher mit Süßholzraspeln angefangen, meiner Meinung nach hätte Sony keinen Marktführer gestellt. Doch das sind nur Spekulationen. Zurück zu den Fakten.
Die Launchprobleme
Die Verschiebung des Launches ist vorallem auf eines zurückzuführen: Super Mario 64. Das erste 3D-JnR des bekannten Klempners sollte den Unterschied zwischen dem Nintendo 64 und der PlayStation und dem Saturn zeigen, weswegen Nintendo bzw. EAD alle Kräfte darauf richtete. Die Entwicklungsarbeiten waren ein extremer Kraftakt, tagelanges durcharbeiten ohne Schlaf bzw. schlafen im Büro waren keine Seltenheit und es ging sogar so weit, das sich die Ehefrauen der Entwickler bei Nintendo beschwerten. Die Verschiebung des Launches war nur die logische Konsequenz dessen, da Super Mario 64 zum ursprünglichen Termin nicht fertig werden konnte. Miyamoto rechtefrtigte sich vor den Spielern und auch vor Yamauchi damit, das ein verschobenes und unfertiges Spiel vieleicht gut wird, ein schlechtes und unfertig veröffentliches Spiel aber immer schlecht und unfertig bleibt. Ursprünglich wollte Miyamoto noch eine weitere Verschiebung, doch diesmal stellte sich Yamauchi und die restliche Chefetage quer, noch später als Juni 1996 wollte und konnte man einfach nicht mehr launchen. Zum Schluss wurden Dinge entweder direkt ins Spiel integriert oder ganz verworfen, wie bspw. Yoshi, der ursprünglich wieder für seine Rolle als Reittier gedacht worden war.
Letzendlich aber wurde der Launch für Nintendo ein Erfolg, die Konsole verkaufte sich gut, und Super Mario 64, das zusammen mit Pilotwings 64 und einem Puzzle-Spiel von Seta [Japan-Exclusiv] das Launch-LineUp stellte, bekam Lob ohne Ende und war die Messlatte für zukünftige 3D-Spiele.
Die erste Zeit
Der Launch war gut, doch was kam danach? Nichts? Fast richtig, fast nichts. Die Software-Unterstützung war mager bis mies, Nintendo selbst verschob seine großen Projekte wie Lylat Wars und The Legend of Zelda - Ocarina of Time imnmer wieder, die 3rd`s reichten wenig selbst nach. Turok gab es in Europa noch zum Launch neben Super Mario 64 und Pilotwings 64, wobei das Spiel in Deutschland zensiert wurde und aus den Dinosauriern Roboter wurden. Bei Turok ergab sich auch ein logistisches Problem von Nintendo. Das Spiel benötigte um zu Speichern eine MemoryCard. Eigentlich nicht das Problem, wenn Nintendo mal welche zum Launch geliefert hätte. Doch sie kamen erst Monate später in den Läden an. Ein weiteres Negativ-Highlight in der ersten Zeit des Nintendo 64 in Europa stellte FIFA 64 von EA da. Es ist wohl das schlechteste FIFA das es je gab, und dies wusste auch EA. Also was macht man? Das Spiel verschieben? Nein, man ist ja nicht Nintendo. Stattdessen wurde das Spiel wortwörtlich über Nacht, ohne Testversionen zu verschicken, in die Ladenregale gestellt. Doch es gab auch positives im Jahre 1997, Mario Kart 64, Lylat Wars [mit dem innovativen RumblePac], Extreme G, Wave Race 64, International Superstar Soccer 64, Top Gear Rally, Blast Corps, WCW/nWo World Tour und 007 GoldenEye stellten wohl die Schwergewichte da.
Der zweite Konsolenkrieg
Diesmal hieß der Konkurrent nicht Sega, sondern Sony. Sega hatte sich mit dem Saturn schneller ins Aus geschossen als man dachte, aber Sony war anders. Zwar war Nintendos Marketing auf dem selben Niveau wie beim SNES [mit anderen Worten: gut], aber Sonys war besser, meilenweit besser. Als die Technowelle bspw. über Europa rollte stellte Sony PlayStations mit dem SciFi-Racer WipEout in Clubs auf. Daneben schaltete Sony Werbung zu Zeiten, wo noch nie jemand zuvor Videospielwerbung zeigte. Das Ergebniss ist bekannt, es wurden neue Zielgruppen erschlossen, die dem "coolen" Sony folgten. Anders als beim Kampf zwischen Nintendo und Sega auf dem amerikanischen Markt eine Generation zuvor war an dem wieder aufkommenden "Kiddy-Image" das Nintendo anhaftete nicht etwa die Zensur von Nintendo schuld, sondern einfach ihre nicht vorhandene Werbung. Gerade beim Nintendo 64 ließ Nintendo die 2nd`s und 3rd`s walten, u.a. mit Mortal Kombat, Nightmare Creatures, BioFreaks, Killer Instinct, 007 GoldenEye, etc. Aber das alles nützt nichts wenn dafür nicht genug Werbung geschaltet wird.
Zudem machte Nintendo auch diesmal Fehler bei den 3rd`s, sie vergaben Lizenzen für Nintendo 64-Spiele nur zögerlich, wärend Sony die 3rd`s auf ihr "3rd-Paradies" lockte. Dort gab es kaum Bedingungen, günstigere Entwicklungskosten und zudem keinen Softwaregegner Namens Nintendo.
Einen weiteren Punkt stellt Squaresoft da. Mit Nintendo schon seit Final Fantasy IV und Super Mario RPG immer wieder im Streit verhandelte man im Geheimen schon bei der Entwicklung von Final Fantasy VI mit Sony. Hier boten sich neue Möglichkeiten und Märkte [Europa!], so das man sich diese Chance bei den Mannen um Hironobu Sakaguchi nicht entgehen lassen wollte. Als Nintendo dies erfuhr war es endgültig aus zwischen Nintendo und Square, Yamauchi wollte diese "Verräter" nicht mehr haben. Ein schwerwiegender Fehler. Entgegen vielen Behauptungen gab es aber niemals Pläne für ein Nintendo 64-Final Fantasy, die Bilder die dafür immer gebracht werden sind Grafikdemos um zu zeigen was das Nintendo 64 kann, mit einer Planung oder gar Entwicklung wurde nie begonnen. Final Fantasy VII entstand von Beginn an für die PlayStation. Und Sony zeigte sein Können und startete eine riesige Marketing-Kampagne die dazu führte, das Final Fantasy VII bis heute der erfolgreichste Teil der Serie ist. Damit war letzendlich dann alles für Nintendo verloren, der einstige Marktführer konnte nur noch Schadensbegrenzung tun und versuchen, so viele Konsolen wie möglich an den Kunden zu bringen.
Die Softwareunterstützung
Das Jahr 1998 war ähnlich wie das Jahr 1997 in Sachen Software, Banjo-Kazooie, F-Zero X, 1080° Snowboarding, F1 World Grand Prix, Gex: Enter the Gecko, International Superstar Soccer 98, WcW/nWo Revenge Turok 2: Seeds of Evil sind wohl hier als erstes zu nennen. Doch am Ende des Jahres kam die große Hoffnung und Revolution: The Legend of Zelda - Ocarina of Time. Nach langer langer Wartezeit war es endlich da, die 3D-Stunde der großen Serie. Man hatte in den Jahren 1997 und 1998 fast den Eindruck, die ganze Nintendowelt wartete nur auf dieses Spiel, etwas was sich vieleicht auch damit erklären lässt, das Final Fantasy VII als Hauptgrund dafür genannt wurde, wieso Sony an Nintendo vorbei zog. Nun dachten wohl viele, das ein ähnlich episches Spiel diese Stellung wenigstens etwas berichtigen würde. Eine, wie sich im Nachhinein rausstellte, falsche Einschätzung. Dennoch war der Erfolg von Ocarina of Time unglaublich. Unzählige Preise, Höchstwertungen und sogar einem Eintrag ins Guinnes Buch der Rekorde wurden ihm zuteil. Es ist bis heute auch das meistverkaufteste Zelda und das bestbewertetste Spiel aller Zeiten. Ab dem Jahr 1999 besserte sich auch die Softwareversorgung etwas, FIFA 99, Star Wars: Rogue Sqaudron, Perfect Dark, Super Smash Bros., Mario Party, Resident Evil 2, F1 World Grand Prix 2, Rayman 2: The Great Escape, Star Wars: Episode 1 Racer, Mario Golf, Mario Tennis, Donkey Kong 64, The Legend of Zelda - Majora`s Mask, Jet Force Gemini, Command & Conquer 64, Tony Hawk`s Skateboarding, Paper Mario, etc. Doch es ist natürlich bekannt das das Nintendo 64 niemals an den Softwareoutput der PlayStation kam, die mehr und mehr davon zog. Von den 3rd`s gab es auf dem Nintendo 64 kaum etwas zu sehen, nur wenige große Projekte wie Rayman 2, Tony Hawk oder Resident Evil 2 finden sich. Stattdessen festigte Nintendo seinen Ruf als grandioser Softwareentwickler, bekam daneben aber starke Konkurrenz durch Rare. Die Beziehungen zwischen Nintendo und Rare verschlechterten sich im Laufe der Nintendo 64-Zeit, nur wiederwillig publishte Nintendo 007 GoldenEye, Perfect Dark und weitere Spiele wurden teilweise von Rare selber vertrieben, wärend Conker`s Bad Fur Day den absoluten Höhepunkt darstellte. Von den Kritikern und Fans geliebt, wollte Nintendo dieses Spiel nicht haben und weigerte sich, Publisher zu sein. Doch Rare fand einen anderen, THQ, doch die bezahlten dafür mit einem hohen Preis. Sie bekamen Repressalien von Nintendo und aus diesem Grund war das Spiel auch eines der teuersten überhaupt.
Als im Jahr 2000 auch Nintendo seinen Konsolen-Nachfolger GameCube öffentlich zeigte war die Softwareunterstützung schon wieder schwächer und wurde nun ganz allmählich komplett eingestellt.
Die Spiele
Auch wenn das Nintendo 64 eine sehr geringe Softwareunterstützung hatte, so hatte es doch eine dafür hohe Zahl an Hits und Kultspielen. Allerdings begann auf dem Nintendo 64 auch das, was Nintendo heute allzu gerne vorgeworfen wird: Ausschlachten von Serien. Hier starteten Mario Party, Mario Golf, Paper Mario, Mario Tennis und Smash Bros. Eine Entwicklung die sicherlich nicht jeder befürwortet, obwohl es alles sehr gute Spiele sind.
Alles in allem bleibt das Nintendo 64 als denkwürdige Konsole in Erinnerung, die man sicherlich als Konsolero in seiner Sammlung haben sollte.
Meine persönliche Nintendo 64-Geschichte kann man hier nachlesen. Danke für das Interesse.