Bei der deutschen Meisterschaft in Bispingen hatte ich die Möglichkeit den neuesten Teil der Pro Evolution Soccer-Serie zum ersten Mal anzuspielen. Neben Matches gegen PES-League-Spieler haben wir das Game auch mit aufs Zimmer genommen und da noch einmal weiter getestet. Im Folgenden schildere ich meine Eindrücke. Ich halte das bewusst kürzer, als ihr das von mir gewohnt seid und das hat zwei Gründe: Zum einen hatte ich nicht genügend Spielzeit für ein ausführliches Review. Normalerweise vereinbare ich mit Konami 5-7 Stunden Spielzeit, damit ich mir einen fundierten Eindruck verschaffen kann. Zum anderen gibt es diese Woche zwei Presseevents in London und die Leute dort haben kurzfristig die Möglichkeit bekommen, einen neueren Code anzuspielen. Meine Version war die, die auch auf der E3 in Los Angeles vorgestellt wurde. Heute endet das Embargo für und so möchte ich euch ein paar Eindrücke schildern.
Was als erstes auffällt, wenn der Ball auf dem virtuellen Grün rollt ist, dass es definitiv kein Update früherer PES-Versionen ist. Es ist ein ganz neues Spiel und das ist Chance und Risiko zugleich.
Grundsätzlich zeigt die neue Engine direkt, was alles mit ihr möglich sein wird. Die Animationen sind sehr flüssig und vielfältig. Ein ganz neuer Standard und gerade die Torhüter profitieren davon. Zwar war ihr Stellungsspiel noch nicht immer optimal, aber man hat nicht mehr das Gefühl, dass es Bereiche im 16er gibt, von wo die Bälle immer reingehen und andere, von denen man es gar nicht erst versuchen braucht, weil man von da einfach nicht treffen kann. Darüber hinaus wurde der L2-Schlenzer entschärft. Die beschriebenen, flüssigen Animationen sehen gut aus, fühlen sich aber leider bisher noch nicht wirklich gut an. Für mich ist da noch ein zu großes Delay drin. Die Spieler reagieren einfach nicht so schnell, wie ich mir das wünschen würde und wie es auch nötig ist, um das Spiel vollständig zu kontrollieren. Man hat das Gefühl, dass die aktuelle Animation noch bis zum Ende ausgeführt werden muss. Wenn das ein Dribbling ist, ich mich aber kurz danach zu einem Pass entschließe, vergeht aktuell schlichtweg noch zu viel Zeit, bis der Pass auch tatsächlich gespielt wird. Im Torabschluss bedeutet dies, dass man ohne Übung noch den richtigen Moment verpasst, um abzuschließen und sich so seine hart erarbeiteten Chancen selber nimmt. Trifft man das richtige Timing, entstehen aber auch tolle Tore. Mein bisheriges Highlight: Ein mit Thomas Müller ins lange Eck geschlenzter Außenrist-Schuss. Das war großer Fußball!
Die Spielgeschwindigkeit ist generell langsamer als in PES 2013. Das ist erst einmal ungewohnt, kommt der realen Geschwindigkeit eines Fußballspiels aber erstaunlich nahe. Ein positiver Effekt der verringerten Geschwindigkeit könnte sein, dass Mondergebnisse wie 8:6 (vorgekommen in einem 10min-Spiel bei der DM) der Vergangenheit angehören.
Auf dem Platz überzeugt PES 2014 mit einer schier unerschöpflichen Menge an Möglichkeiten, das Spiel zu gestalten. Schnelle Einwürfe ohne Überblendung garantieren zudem, dass sich die Spielsituation nicht grundlegend verändert. In PES 2013 werden hier die Spieler noch durch Raum und Zeit gebeamt, wenn der Ball ins Aus geht. Nun kann man das Spiel schnell machen, wenn sich direkt ein eigener Spieler den Ball schnappt oder auch bewusst etwas verzögern. Solche Elemente gefallen mir sehr und hoffentlich ist so etwas auch für schnell ausgeführte Freistöße möglich. Im Test ergaben sich einfach nicht genügend Gelegenheiten, um dazu etwas sagen zu können.
Die 360°-Steuerung klappt und ist auch bei Pässen angenehm genau. In Sachen Ballphysik überzeugen nun auch die Abschläge und Abwürfe der Torhüter. Bei Schüssen wünsche ich mir aber noch etwas mehr Kraft. Wenn man voll drauf hält, darf es auch gerne mal ein Schuss wie ein Strahl sein.
Der Spielerwechsel dagegen ist noch suboptimal. Auch hier gibt es ein Delay, das in erster Linie mit dem Entwicklungsstand des Spiels zu tun haben dürfte. Dieses Problem gab es letztes Jahr schon beim ersten PES 2013-Test und wurde im weiteren Entwicklungsprozess weitgehend behoben. Zudem wird es wichtig, noch ein paar Fehler auszumerzen. Ecken direkt zu verwandeln war im Test deutlich zu einfach und das muss gerade mit Blick auf Online-Gaming und die PES-League auf jeden Fall noch entschärft werden. Dieses Feedback habe ich aber auch schon an Konami weitergeleitet.
Eine Sache, die mich persönlich begeistert, ist die Liebe zum Detail in PES 2014. Der detailgetreue Spielertunnel der AllianzArena, die Choreo beim Einlauf der Mannschaften oder Bengalos. Dazu kommen noch Features wie z.B. verschmutzte Trikots, die zwar in meiner Version noch nicht integriert waren, laut Adam Bhatti aber definitiv den Weg ins Spiel finden werden. Das alles sind Elemente, die ich auch im echten Fußball wiederfinde und wenn es ein Spiel schafft, näher an die Abbildung der Realität zu kommen, dann ist das in jedem Fall positiv.
Das Gesamtpaket “PES 2014″ gefällt mir. Trotzdem bleibt für das PES-Production-Team noch eine Menge Arbeit. Die beiden Hauptkritikpunkte bleiben das Delay in der Steuerung und der Spielerwechsel. Aus der Erfahrung der letzten Jahre mit solch einer frühen PES-Version kann ich aber auch sagen, dass es (noch) kein Grund ist, sich Sorgen zu machen. Es bleibt genügend Zeit und meine Version war generell die erste spielbare Entwickler-Beta von PES 2014. Ein weiterer entscheidender Faktor für den Erfolg des späteren Spiels ist der Online-Modi, zu dem ich aktuell natürlich auch noch nichts sagen kann.
Insgesamt könnte es ein großes Jahr für PES werden. Die Tatsache, dass PES 2014 wirklich ganz anders als PES 2013 ist, wird einige Leute freuen, die einen radikalen Umbruch gefordert haben, aber einigen werden die Veränderungen eventuell auch zu weit gehen. Aus meiner Sicht ist es eine Veränderung, die schlichtweg durch die Integration der neuen Engine kommt. Diese Engine ist kraftvoll und bietet tolle neue Möglichkeiten. Gerade mit Blick auf PES 2015 auf PS4 und XboxOne wird sie im weiteren Verlauf der PES-Serie auch ihr volles Grafik-Potential entfalten können. Schon jetzt ist das Niveau wirklich ansehnlich.
Bei all den Veränderungen ist eines gut und wichtig: Es ist immer noch PES und man merkt, dass schon jetzt eine ganze Menge Herzblut in dem Titel steckt. Euer eigenes Bild werdet ihr euch dann bilden können, wenn die Demo (vermutlich im August) erscheint. Sobald ich meine eigene Preview-Version zuhause habe, wird es auch ganz intensive Tests geben, in denen ich mehr ins Detail gehe und mich weiteren Aspekten des Spiels widme.