Bahn kündigt nach Tarifeinigung Jobabbau und Preisanstieg an
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AFP - vor 1 Stunde 26 Minuten
Berlin/Hannover (AFP) - Nach der Einigung auf eine elfprozentige Lohnerhöhung für die Lokführer hat die Bahn Stellenstreichungen und höhere Fahrpreise angekündigt. Die Vereinbarung sei eine "Niederlage" für die Bahn und gehe "weit über das wirtschaftlich vertretbare Maß hinaus", sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Vertreter von Verkehrsverbänden zeigten sich empört über die Reaktion der Bahn. Die beiden anderen Bahn-Gewerkschaft Transnet und GDBA kündigten notfalls auch Streiks an, um einen Stellenabbau zu verhindern.
Bahn und GDL hatten sich am Samstag auf Eckpunkte eines Tarifvertrages für die Lokführer geeinigt. Diese Einigung sei "keineswegs ein Sieg der Vernunft", sondern eine "Niederlage" für die Bahn und "auch für den Standort Deutschland", sagte Mehdorn. Der Tarifabschluss sei "schiere Schadensbegrenzung, um weitere Streiks mit Millionenschäden abzuwenden."
Um die Kosten aufzufangen, müssten sich die Kunden auf höhere Ticketpreise einstellen, sagte Mehdorn. Zudem müsse der Konzern "alle Möglichkeiten zur Rationalisierung einschließlich der Verlagerung von Arbeit in Billiglohngebiete nutzen". Die Arbeitnehmer hätten auch den Beschäftigungspakt in Frage gestellt, in dem sich der Konzern verpflichtet hatte, bei mäßigen Lohnabschlüssen auf einen Stellenabbau bis zum Jahr 2010 zu verzichten.
Während sich die GDL nicht zu dem geplanten Stellenabbau und den Fahrpreiserhöhungen äußern wollte, übten die konkurrierenden Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA scharfe Kritik an Mehdorns Ankündigung. Der Bahn-Chef provoziere "den Widerstand seiner Beschäftigten, die bereit sind, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen", erklärten Transnet-Chef Alexander Kirchner und GDBA-Vize Heinz Fuhrmann. Das schließe Streiks nicht aus. Der Chef der Fahrgastinitiative Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, kritisierte, die Tarifeinigung werde auf dem Rücken der Kunden ausgetragen.
Auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), unter dessen Vermittlung die Tarifeinigung zustande gekommen war, wies Mehdorns Einschätzung zurück: "Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund für ein wirtschaftlich so starkes Unternehmen (...), sofort mit der Entlassung von Beschäftigten und der Verlagerung von Arbeitsplätzen zu drohen oder gar den Beschäftigungspakt aufzukündigen." Zuvor hatte Mehdorn Tiefensee indirekt angegriffen: "Einige nehmen auch für sich in Anspruch, zur Beendigung dieses Arbeitskampfes beigetragen zu haben. Denjenigen muss jedoch auch klar sein, was dieser Abschluss für Konsequenzen haben muss."
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