Ich glaube, wir müssen in Sachen Dortmund nicht groß drum rum reden. Mit dem gestrigen Spiel ist in Dortmund eine Epoche zu Ende gegangen. Die Schuld dafür müssen sie bei sich selbst suchen. Sie haben einfach sehr viele Fehler gemacht in den letzten Jahren, die bis zum letzten Sommer durch die Klasse von Lewandowski und durch taktisch zu schwache Gegner kaschiert wurden. Jetzt wird das ganze Ausmaß der Kader-Misswirtschaft sichtbar.
Über die Verpflichtungen von Miki, Ramos, Immboilie, Ginter oder Kampl müssen wir nicht mehr diskutieren. Das sind von der Qualität her allesamt Kaderergänzungen, die mal etwas mehr (Kampl), mal überhaupt nicht (Immobilie) zum Spiel der Dortmunder passen, für die sie in Summe fast 80 Mio ausgegeben haben.
Das ganz große Problem der Dortmunder ist, dass die Reibung unter den Verantwortlichen fehlt, dass sie nur noch im eigenen Saft brutzeln und den Wald vor lauter Bäume nicht mehr sehen. Keiner hat bei der Kaderzusammenstellung Fehler gemacht, dass ein Immobilie nicht eingeschlagen hat, liegt an ihm selbst und natürlich nicht daran, dass man komplett am Bedarf vorbei einen Transfer gemacht hat - angeblich, nachdem man Ciro 70 (!) Mal gescoutet hat. Fast noch tragischer ist für mich die Verpflichtung von Kampl. Einem weiteren Pressingspieler, einem weiteren Umschaltspieler, den Xten im Kader der Dortmunder. Kampl bringt sicher lauffreude mit und fällt nie total ab, aber er ist keiner, der Impulse gibt. Er ist ein technisch besserer Großkreutz. Nur hätten die Dortmunder eben nicht noch einen lauffreudigen Spieler gebraucht, sondern einen Kreativspieler. Diesen Fehler wiegt meiner Meinung nach am Schwersten. Dass die Dortmunder in der Winterpause, wo sie eigentlich vollstes Wissen um ihre Probleme gehabt haben müssten, einen Spieler wie Kampl holen.
Dieser Kampl-Transfer zeigt mir auch, dass sie es in Dortmund in keinster Weise begriffen haben. Da glauben sie tatsächlich immer noch, dass es nur am fehlenden Glück, fehlenden Einsatz oder der fehlenden Entschlossenheit liegt. Klopp bewegt sich in dieser Hinsicht null, bezieht sich auf Spiele wie gegen Schalke, die ersten Spiele in der Champions League oder den Partien gegen taktisch selten dämlich agierende Mainzer oder Freiburger. Es ist erschreckend, wie schwach die Analyse bei einem so großen Klub ausfällt. Jeder, der auch nur ein bisschen Ahnung von der Materie hat, erkennt die Probleme. In Dortmund verkennen sie sie. Das zeigte ja gestern wieder die Analyse des Spiels, in dem sich die Dortmunder über 90 Minuten nicht eine echte Chance erarbeitet haben. Juventus machte durch die schwachen Dortmunder den Eindruck, eine Übermannschaft zu sein. Was sie definitiv nicht sind. Aber: Sie wussten, wie sie spielen mussten - und diesen Plan haben sie perfekt umgesetzt.
Ich habe Klopp lange für einen exzellenten Trainer gehalten, mittlerweile sehe ich in ihm nicht mal mehr einen passablen Trainer. Wer einen Kader so dermaßen an die Wand fährt, wer so dermaßen stur ist, wer so dermaßen an verdienten Spielern festhält, obwohl sie enorm abgebaut haben, wer so dermaßen taktisch unflexibel ist, der ist kein Spitzentrainer. Klopp war zur rechten Zeit am rechten Ort und hat mit seiner Umschalttaktik Maßstäbe gesetzt. Aber er hat sich nicht mehr weiterentwickelt und wenn dem so bleibt, wird er nie mehr auch nur annähernd seinen Erfolgen aus den Jahren 2011-13 anknüpfen können.
Normalerweise müssten die Dortmunder ab Sommer getrennte Wege mit Klopp gehen. Beide hätten das Gesicht gewahrt. Wird nicht passieren, deshalb wird der Zeitpunkt kommen, da der BVB die Reißleine ziehen muss und wird. Ich kann mir Stand jetzt nicht vorstellen, dass die nächste Saison exklatant anders verlaufen wird. Bleibt in Dortmund das System so wie es ist - und werden nur einzelne Namen ausgetauscht - sehe ich die Schwarz-Gelben nicht unter den Top 4.
Dortmunds Leuchtturm ist eingestürzt.