Mass Effect: Andromeda mag kein perfektes Rollenspiel sein, aber eine Sache macht es meiner Meinung nach besser als die meisten Genre-Kollegen. Es gibt mir von Anfang an eine Mission, für die ich mich brennend interessiere. Es liegt in meiner Hand, für 20.000 Menschen ein neues Zuhause zu finden, und das fühlt sich verdammt gut an! Das ist erzählerisch vielleicht nicht sonderlich subtil, hat mich von Anfang an aber ungemein motiviert. Und so scanne ich selbst die 375. außerirdische Technologie noch mit dem gleichen Feuereifer wie die erste. Ich habe schließlich eine Verantwortung!
Hinzu kommt, dass BioWare bei Andromeda sämtliche Elemente deutlich cleverer verzahnt als in Dragon Age: Inquisition oder auch in den Serienvorgängern. Der Wiederaufbau der Nexus-Station, die Entdeckung und Erschließung neuer Welten, die Quests sowie das Beziehungsgeflecht zu meinen Mitstreitern gehen in Andromeda derart fließend ineinander über, dass ich selbst bei spielerisch eigentlich monotonen Aufgaben motiviert am Ball bleibe. Das gelingt meines Erachtens sogar besser als in den ersten beiden Mass Effects, viele scheinen offenbar die öden Mako-Erkundungsmissionen von Teil 1 oder das noch ödere Planetenscannen in Teil 2 vergessen zu haben.
Die Schwächen bei Geger-KI und -Abwechslung stören mich ebenfalls weniger als die Kollegen. Möglicherweise wegen meiner … ähem … überschaubaren Shooter-Skills. Möglicherweise aber auch, weil das flexible Charaktersystem erstaunlich viel Raum zum Experimentieren gibt, sodass zumindest mir die Gefechte nie langweilig wurden. Ich kann jeden Serienfan verstehen, der mit Andromeda nicht warm wird, weil er sich coolere Charaktere (wie in Teil 1), eine dramatischere Handlung (Teil 2) oder spannendere Kämpfe (Teil 3) erhofft hat. Wer jedoch seine Erwartungen beiseiteschiebt, wird mit einem ebenso gigantischen wie motivierendem Science-Fiction-Rollenspiel belohnt, in das man sich wochenlang verlieren kann.