Kann gut sein, dass es ein Muslim war. Die vom IS sind vermutlich auch größtenteils Muslime. Ich versuch das jetzt mal so zu betrachten: er beschreibt sich selbst als Muslim, lebt seiner Meinung nach den Islam/seine Interpretation vom Islam aus ergo Muslim.
Was vielleicht immer Verwirrung oder Verwunderung hervorruft: "Das hat nichts mit dem Islam zu tun."
Bei dieser Aussage juckt es bei einigen ganz gewaltig im Schritt, was zugegeben auch daran liegt, dass diese Aussage etwas undeutlich bzw. sehr vage formuliert ist. Da muss man sich einige Fragen stellen:
1. Was ist DER Islam?
2. Gibt es DEN Islam?
3. Behauptet er nur islamisch zu handeln oder interpretiert er einige Koranverse/-stellen wirklich so?
4. Liegt er mit dieser Interpretation richtig? Kann man diese Frage überhaupt eindeutig beantworten?
5. Müssen wir jetzt den "gelebten Islam" der Mehrheit der Muslime mit dem der Minderheit (IS und Konsorten) vergleichen?
6. Wollen wir jetzt anfangen eine oder alle Religionen in Frage zu stellen, weil eine Terrororganisation versucht die Menschheit in Angst und Schrecken zu versetzen?
7. Müssen sich Muslime von solchen Dingen distanzieren? Wenn ja, warum? Ist es zu viel verlangt, dass man sowieso davon ausgeht, dass die meisten Muslime so etwas sowieso verurteilen?
8. Kann man sagen, dass der IS unislamisch handelt, weil er die Schiiten (größte Gruppe von Muslimen nach den Sunniten) zu einem ihrer Erzfeinde auserkoren hat?
9. Wenn wir uns mit den Hintergründen dieser Taten auseinandersetzen wollen und immer und immer wieder die Religion für die Taten der Menschen verantwortlich machen: warum handelt dann nichtmal 1% so barbarisch? Warum handeln 99% nicht wie der IS?
10. Entstand der IS, weil der Islam noch "im Mittelalter" steckt und keine Reformation durchlebt hat, oder hat das andere Gründe, wie z.B. die Destabilisierung und Zerstörung Iraks, die den Nährboden für solche Organisationen bildet.
11. Hat der "Kampf gegen den Terrorismus" den Terror in Keim erstickt oder eher noch mehr Terror produziert?
12. Wie bekämpft man Terror/-organisationen? Mit Bomben? Akzeptieren wir billigend Kollateralschäden?
13. Was spielen die Medien für eine Rolle in diesem ganzen Spiel? Schüren sie Ängste, beschwichtigen sie, pauschalisieren sie, reden sie um dem heißen Brei herum? Helfen sie? Informieren sie?
14. Was machen Staaten/Regierungen um dem entgegenzuwirken? Bringt uns die Vorratsdatenspeicherung weiter, bringt sie uns mehr Sicherheit? Wie sieht es in Frankreich damit aus? Wollen wir sowas auch in Deutschland?
15. Wollen wie Freiheit für vermeintliche Sicherheit abgeben, ist das der richtige Weg?
Das alles sind Fragen, die man erstmal beantworten muss, bevor man schon sein eigenes Urteil gefällt hat.
Weiterhin: viele islamische Länder haben Probleme. Punkt. Viele Muslime interpretieren MEINER MEINUNG NACH "den/ihren" Islam falsch. Das klingt sehr besserwisserisch, für jemanden der weder arabisch spricht noch lesen kann, allerdings stehe ich hinter dieser Aussage. Dafür hab ich schon viel zu viel gesehen,
um mehr als einer Milliarde Menschen pauschal vorzuwerfen tickende Zeitbomben mit Gewaltpotenzial zu sein. Ich bezweifle auch, dass man in vielen Fällen der Religion dafür die Schuld geben muss/kann.
Ich glaube viele wissen gar nicht, wie viele Faktoren man bei sowas beachten muss, um ein annäherndes Ergebnis zu bekommen: wie lange gab es Krieg in dem jeweiligen Land, haben andere Nationen ihre Finger im Spiel, gab es einen Aufschwung der niedergeschmettert wurde, wie gebildet sind die Leute, kümmern sich die meisten um das nackte Überleben um Essen und Trinken zu besorgen, oder überlegen sie abends unter Bombengewitter, ob nicht die direkte Demokratie eine passende Staatsform für ihr Land wäre. Was für Eindrücke bekommen sie von demokratischen Ländern? Wollen wir Demokratie erzwingen? Wollen wir die Religion ausrotten? Wollen wir Frieden mit Bomben erzwingen, die mehr Unschuldige als Schuldige tötet? Wollen wir Menschen elendige verrecken lassen, weil wir einen Teil unseres Wohlstands nicht abgeben wollen? Wollen wir weiterhin Terrorunterstützer mit Waffen beliefern, Drohnenmorde tolerieren und ermöglichen, aber dann den Zeigefinger heben? Was wollen wir eigentlich und wie wollen wir das erreichen?
Können wir dann endlich diese immer wieder auftretenden Islamdiskussionen erst einmal ruhen lassen, gerade wo jetzt alles darauf hindeutet, dass der Täter ganz andere Probleme hatte, als eine verblendete Sicht auf seine Religion?