Auf Wiedersehen, Bungie!
Aber nahe standen wir uns eh nie. Auch wenn ich mal bei Euch im Büro stand und einige Zeit sogar euren Studio-Chef recht gut kannte. Denn Bungie wird mir immer im Gedächtnis bleiben als die paranoide Truppe, die Hilfe von außen ablehnt.
Wäre Halo weniger erfolgreich gewesen, wenn Bungie nicht ganz so geheimnisvoll gewesen wäre? Ich glaube nicht. Im Gegenteil, die internationalen Kunden hätten vielleicht bessere Versionen bekommen, wenn Bungie ein wenig mehr Vertrauen in den einen oder anderen gehabt hätte. Ich hab mich beispielsweise mehrfach angeboten, bei Halo 3 umsonst und in der Freizeit an den deutschen Texten zu arbeiten (nach dem grottigen deutschen Halo 2 sah ich mich da geradezu in der Pflicht). Antwort damals – nein danke, wir haben das alles im Griff und wir müssen ausschließen, daß aus Versehen unsere streng geheime Handlung in falsche Hände gerät.
Und das ist nun der Punkt, über den ich mich am meisten geärgert habe, denn das Geheimnis um die Handlung nahm bei Halo 2 und 3 absurde Ausmaße an. Bei Halo 2 beispielsweise war das ganze Marketing so aufgebaut, daß Master Chief jetzt die Erde verteidigen würde. Bungie hat wirklich praktisch niemandem erzählt, daß in Wirklichkeit Master Chief nach wenigen Leveln (und ohne faktisch irgendwas zur Verteidigung ausgerichtet zu haben) schon wieder auf einem Halo-Ring rumstapft. Wer erinnert sich an das Halo 3 Marketing? Eine Zeit lang war “Finish the fight” der markige Spruch, bis auf einmal die Order von Bungie kam, just diesen Spruch nicht mehr zu benutzen. Klar, am Ende von Halo 3 ist nun mal gar nix gefinished. Aber auch da war bis wenige Tage vor dem Release den meisten Marketing-Personen völlig unbekannt, wie denn das zweite und dritte Drittel des Spiels nun aussehen. Das endete im imposantesten, größten Fernsehwerbespot für ein Computerspiel, “Diorama”, der leider nur nix aber auch gar nix mit dem Spiel zu tun hat – wie Spieler auch nach Durchspielen ungläubig feststellten. Die traurige Wahrheit: Der Spot war keine bewußte “Lüge”, sondern schlicht und einfach in Abwesenheit von realer Produktkenntnis entstanden. Und dafür ist er wirklich sehr gut.
Ich muß zugeben, daß bei Halo: Reach einiges besser zu laufen scheint (ich hab inzwischen sehr wenig mit Bungie zu tun). “From the Beginning you know the End” – logisch, Reach wird geglassed, also kann man nicht mehr ganz so viel geheim halten. Ich hab auch große Hoffnungen für die Übersetzung, weil Bungie in diesem Anlauf die Kritik an den vorherigen Halos berücksichtigt und einen Deutschen frühzeitig mit ran läßt (nein, ich bin’s nicht, ich hätte dieses Mal auch keine Zeit, da ist dieses Natal-Dingens…)
Aber wie Activision, eine Firma, die gerne die volle Kontrolle über ihre Produkte hat (was ja in sich nichts schlechtes ist), mit den alten Geheimniskrämern von Bungie zurecht kommen will, erschließt sich mir noch nicht so ganz.