Riesige, schicke Spielwelt
Die Welt in Reckoning ist nicht nur riesig und mit Aufgaben gespickt (wer alles erledigen will, braucht locker 60-70 Spielstunden), sie ist mit ihren fünf verschiedenen Abschnitten, die wiederum in weitere Untergebiete unterteilt sind, vor allem auch abwechslungsreich und stimmungsvoll gestaltet. Jedes Areal hat seinen ganz eigenen Look in der bunten Grafikengine mit leichtem Comiceinschlag. Besonders imponiert haben uns die detailverliebt gestalteten Großstädte der verschiedenen Völker Amalurs. Kurz gesagt: Die Welt wirkt ansprechend und grafisch stets wie aus einem Guss.
Interessante Quests
Zwar gibt es auch diverse typische Sammelaufträge und Botengänge, die zwar nicht schlecht sind, sich mit der Zeit aber abnutzen. Doch immer wieder überrascht das Aufgabendesign gleichzeitig mit netten Ideen. So helfen wir etwa einem Dieb, der aufgrund eines gestohlenen Alchemie-Trankes zu einer anderen Person wird. An anderer Stelle sollen wir die Reihenfolge vierer Adeliger beim Einzug in den königlichen Palast der Sommerfeien bestimmen, wofür wir zunächst die Vorlieben und politischen Ansichten der hochnäsigen Würdenträger in Erfahrung bringen müssen. Durchweg gelungen sind indes die fünf fraktionsbezogenen Questreihen, die mit ein paar Zwischensequenzen inszeniert sind, am Ende stets mit einem größeren Bosskampf schließen und interessante Nebenhandlungsstränge enthalten. Beenden wir einen dieser Handlungsstränge, schalten wir eine Schicksalsfügung frei, die uns einen permanenten Bonus verleiht. Zudem winkt ein Titel in der Rangordnung der jeweiligen Fraktion, auf den NPCs fortan auch tatsächlich reagieren, was zur Glaubwürdigkeit der homogenen Spielwelt beiträgt.
Fabelhafte Action-Kämpfe
Ein richtig dicker Pluspunkt ist Reckonings fantastisches Kampfsystem. Bei den Kämpfen haben sich die Entwickler augenscheinlich von erfolgreichen Actionspielen wie God of War inspirieren lassen. Wie in dem Götterepos steuern wir unsere Figur grundsätzlich aus der Schulterperspektive und lassen sie im Kampf Ausweichrollen vollführen, mit dem Schild blocken und mit absolut fantastisch durchchoreografierten Kombo-Angriffen kontern. Entscheidend ist dabei ein gutes Timing, da auch die Gegner ähnliche Künste beherrschen und jede Gelegenheit für einen gut platzierten Angriff nutzen. Hinzu kommt die Möglichkeit, jede Angriffskombination mit Fähigkeiten und Zaubern zu vermischen oder die beiden angelegten Waffen frei zu wechseln. All das resultiert in einem dynamischen Kampfsystem, das sich unglaublich gut anfühlt und das es in der Form bisher in keinem PC-Rollenspiel gab.
Motivierender Sammelwahn
Verstärkt wird der letzte Punkt durch den suchtfördernden Sammeltrieb. Die Spielwelt ist zum Bersten gefüllt mit tollen Waffen und Rüstungen, die unserem Recken nicht nur haufenweise Boni verschaffen, die Items sind obendrein verdammt schick designt, wodurch unser Held stets wie eine richtig coole Sau wirkt.
Freie Charakterentwicklung
Besonders schön ist auch, dass es für das fabelhafte Spielgefühl völlig unerheblich ist, welche Art von Charakter wir spielen. Denn in Reckoning entscheiden wir uns zu Spielbeginn nicht für eine Klasse, sondern machen das fließend im Spiel. Mit jedem Stufenaufstieg dürfen wir drei Talentpunkte frei auf die Fähigkeitsbäume Macht (für den typischen Haudrauf), Raffinesse (vornehmlich Schurkenfähigkeiten) und Zauberei (erklärt sich selbst) verteilen. Mit steigender Stufe in den einzelnen Aspekten schalten wir zudem Schicksale frei, die uns prozentuale Boni und vereinzelt auch einzigartige Fähigkeiten verpassen. Das System ist deswegen so praktisch, weil wir unser Schicksal auf Wunsch bei Schicksalswebern, die wir in den meisten Städten vorfinden, jederzeit gegen eine Gebühr an Goldmünzen auflösen dürfen. Dadurch werden sämtliche bisher verteilten Fähigkeitspunkte zurückgesetzt und können neu verteilt werden.
Umfangreiches Handwerks- und Alchemiesystem
In Reckoning können wir jedes Item in Einzelteile zerlegen und mit anderen Komponenten zu neuer Ausrüstung zusammenbasteln, was zig Möglichkeiten zur Individualisierung bietet. Ein Beispiel: Wir finden einen Zauberstab, der über hohe Angriffskraft und Eisschaden verfügt. Allerdings kann unser Held nichts mit Zauberstäben anfangen. Eine Waffe mit Eisschaden taugt uns dagegen sehr. Also zerlegen wir den Stab und nutzen die gewonnen Komponenten zur Herstellung anderer Waffen. Inklusive begehrtem Eisschaden, der auf die Einzelteile übertragen wird. Ebenfalls klasse: Beim Brauen von Tränken ist nicht zwingend ein Rezept erforderlich; man kann einfach Zutaten miteinander vermischen und experimentieren, um neue Formeln zu erlernen.